Heute mit „Unser Club“ im Gespräch: Dr. Bastian Güttler, Nachhaltigkeitsbeauftragter NÜRNBERGER Versicherung
Zu besonderen Anlässen, etwa dem Neujahrsempfang des 1. FC Nürnberg, erstrahlt der Business Tower leuchtend hell. Dank modernster LED-Technologie sind Energieaufwand und Lichtverschmutzung ökologisch gesehen vertretbar.
Foto: NÜRNBERGER Versicherung
Den Innenhof der Unternehmenszentrale der NÜRNBERGER Versicherung prägt ein großer Teich. Er wird mit Regenwasser gespeist und sorgt über Verdunstung für ein angenehmes Mikroklima.
Foto: NÜRNBERGER Versicherung
Herr Dr. Güttler, die Unternehmenszentrale der NÜRNBERGER Versicherung mit dem Business Tower an der Ostendstraße ist nicht nur ein eindrucksvolles, sondern auch ökologisch und nachhaltig gebautes Gebäude. Welche Eigenschaften und Aspekte machen es so „grün“?
Beim Bau unserer Generaldirektion wurde darauf geachtet, für die versiegelten Flächen einen Ausgleich zu schaffen. In unserem Innenhof befindet sich daher ein Teich mit einer Fläche von rund 8.000 Quadratmetern. Dieser wird durch Regenwasser gespeist, das in drei großen Zisternen gespeichert und im Umlaufverfahren weitergegeben wird. Schilfbeete übernehmen dabei die Funktion einer Bio-Kläranlage. Durch die Verdunstung des Wassers entsteht ein angenehmes Mikroklima. Zudem bietet das Areal Tieren wie Fischen, Vögeln und Insekten einen natürlichen Rückzugsort mitten in der Großstadt. Die Klimatisierung des Gebäudes erfolgt zum größten Teil über 3.700 Kühlsegel, die an den Decken der Büroräume montiert sind. Das Wasser für deren Betrieb stammt aus dem Teich. Insgesamt wurde ein energieeffizientes Gebäudekonzept realisiert, dass den Nutzerinnen und Nutzern auch eine individuelle räumliche Klimatisierung ermöglicht.
Die Vermeidung und Reduktion von CO2-Emissionen in unserer Generaldirektion hat für uns höchste Priorität. Um den Energiebedarf zu senken, setzen wir eine Vielzahl an Maßnahmen um. Erneuerbare Energie ist dabei der zentrale Hebel. Daher beziehen wir seit 1. Januar 2020 zu 100 Prozent Ökostrom. Bereits seit Fertigstellung unserer Generaldirektion im Jahr 1999 heizen wir ausschließlich über Fernwärme und somit emissionsfrei.
Der TÜV SÜD hat für das Jahr 2020 unsere Generaldirektion nach dem Audit „PAS 2060“ als „klimaneutral“ zertifiziert. Wir haben als erste und bislang einzige Versicherung in Deutschland dieses anspruchsvolle Zertifikat erhalten, worauf wir sehr stolz sind.
Wie zeigt sich das Bewusstsein für Ökologie und Nachhaltigkeit bei der NÜRNBERGER Versicherung auch außerhalb des Gebäudes?
Unser Selbstverständnis ist das eines "Good Corporate Citizen", der sich aktiv für das Wohlergehen der Menschen am Unternehmensstandort und darüber hinaus einsetzt. Unter gesellschaftlichem Engagement verstehen wir alle Aktivitäten, die nicht unmittelbar in unserem Kerngeschäft liegen, aber uns dennoch die Möglichkeit geben, zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Dies tun wir durch ausgewählte Aktivitäten in den Bereichen Kultur, Wissenschaft, Sport, Ökologie und Soziales.
Um unsere CO2-Emissionen schrittweise weiter zu reduzieren, haben wir für die nächsten Jahre einen CO2-Managementplan erarbeitet. Die derzeit an unserer Generaldirektion noch verbleibenden CO2-Emissionen werden mit Klimaschutzprojekten kompensiert. Das Kyoto Protokoll empfiehlt, Klimaschutz dort durchzuführen, wo er kostengünstig umgesetzt werden kann. Das führt zu einer großen Zahl von Klimaschutzprojekten in Entwicklungsländern. Jedoch gibt es viele gute Gründe für mehr regionalen Klimaschutz, denn auch unsere heimischen Wälder sind vom Klimawandel betroffen und benötigen für eine optimale Anpassung Unterstützung. Wir setzen daher bewusst auf einen Mix aus internationalen und nationalen Projekten mit Schwerpunkt auf Wiederaufforstung - in Togo, im peruanischen Amazonasgebiet sowie in Mittel- und Süddeutschland. In Kooperation mit dem 1. FC Nürnberg haben wir zur Saison 2020/2021 ein Baumpflanzprojekt gestartet und werden in Kürze das nachhaltig angelegte Konzept des Nürnberger Zukunftswäldchens vorstellen.
Welche Rolle spielt der Aspekt der Nachhaltigkeit im Produktportfolio und in der Unternehmensführung der NÜRNBERGER?
Obwohl von unserem Geschäftsmodell als Versicherer verhältnismäßig wenig Umweltbelastungen ausgehen, stellen Umweltveränderungen für uns durchaus Risiken dar. Der Klimawandel hat unmittelbare Auswirkungen auf unsere Versicherungsprodukte, motiviert uns aber auch, unsere Umweltschutzbemühungen zu intensivieren. Natürlich berücksichtigen wir auch die sich verändernde Nachfrage nach nachhaltigen Versicherungen. Unser Ziel ist es, zukünftig bereits bei der Produktentwicklung systematisch ökologische und soziale Kriterien sowie Kriterien guter Unternehmensführung zu berücksichtigen, um verstärkt Produkte mit nachhaltigen Komponenten auf den Markt zu bringen. Erstes Beispiel ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit Nachhaltigkeitskonzept.
Die nachhaltige Kapitalanlage stellt die zweite wesentliche Möglichkeit zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung dar. In unseren Wertpapierspezialfonds investieren wir nicht in Unternehmen, die zum Beispiel mit der Herstellung und Vermarktung von Streumunition und Anti-Personen-Minen in Zusammenhang stehen. Auch Investitionen in Agrarrohstoffe schließen wir aus. Zusätzlich wird im Rahmen der festverzinslichen Anlage in Green Bonds investiert. Daneben bestehen Anlagen in Fonds für erneuerbare Energien. Ein wichtiger Baustein in diesem Kontext sind die United Nations Principles for Responsible Investment (UNPRI), die wir 2021 unterzeichnen werden. Damit verschreiben wir uns der konsequenten Integration von Nachhaltigkeitskriterien in die Investmentanalyse und -entscheidung.
Was kann jede*r einzelne Mitarbeiter*in bei der NÜRNBERGER Versicherung beim Thema Nachhaltigkeit leisten? Wird besonderes Engagement hierbei gefördert oder sogar belohnt?
Um ein ganzheitliches Mobilitätskonzept zu verfolgen, fördern wir die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nutzen den ÖPNV und leisten so einen Beitrag zum Umweltschutz. Wir unterstützen dies gezielt, indem wir unseren Innendienstangestellten einen Zuschuss zu den Kosten des Firmentickets des Verkehrsverbunds Großraum Nürnberg (VGN) zahlen. An unserer Generaldirektion verwendeten im Jahr 2020 bereits rund 50 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Firmenticket des VGN. Auch das Leasing-Angebot für Dienst-Fahrräder wird gut genutzt.
Die große Bedeutung, die wir dem Thema Nachhaltigkeit in seiner Gesamtheit beimessen, zeigt sich daran, dass wir es in unserem Leitbild als Basis unserer Unternehmenskultur verankert haben. Wir erwarten von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dass sie sich entsprechend verhalten und unterstützen sie hierbei. Möglichst papierloses Arbeiten steht ebenso auf der Agenda wie die umsichtige Planung von Dienstreisen. Aktiv fordern wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf, sich bei ökologischen und gesellschaftlichen Maßnahmen einzubringen. Beim Stadtradeln belegen wir beinahe schon traditionell einen der ersten Plätze. Die Idee, für jeden mit dem Fahrrad zurückgelegten Kilometer eine Spende an unseren Kooperationspartner Bundesverband Kinderhospiz e. V. zu geben, kam bei der Belegschaft sehr gut an. Insgesamt ist es beeindruckend, mit welcher Offenheit und Unterstützungsbereitschaft das sensible Thema Kinderhospizarbeit konzernweit aufgenommen wurde.
Sich mit Nachhaltigkeit im Unternehmen auseinander zu setzen, hat ja nichts mit der Firmengröße zu tun. Ihr Tipp: Wie kann der Anstoß dafür auch im Kleinen pragmatisch und mit wenig finanziellem Budget gelingen?
Die Mobilität ist auch hier ein wichtiges Thema. Sowohl die Wege der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Arbeit als auch die Geschäftsreisen lassen sich oftmals ökologisch nachhaltiger ausrichten. Weiterhin ist regelmäßig auch der Energiebezug vom Versorgungsunternehmen mit verhältnismäßig moderatem finanziellen Mehraufwand auf Ökostrom umzustellen. Ein ebenfalls relativ einfach anzusetzender Hebel sind Einsparmaßnamen am Ressourcenverbrauch von Energie- und Wasser sowie von Abfallen. Durch die Nutzung der sich aus der Digitalisierung ergebenden Möglichkeiten kann auch zunehmend der Papierverbrauch und der Postversand per Briefpost reduziert werden.
Fast jedes Unternehmen benötigt – unabhängig von seiner Größe – Vorleistungen, die als Waren oder Dienstleistungen eingekauft werde müssen. Hier sollte der Blick über die eigenen Unternehmensgrenzen hinaus gezielt ausgeweitet werden. Geschäftstätigkeiten in Ländern, in denen Menschenrechtsverletzungen regelmäßig auftreten, sollten hierbei durchaus kritisch hinterfragt und überprüft werden.
Im eigenen Einkauf sollte die Möglichkeiten gezielt nutzen, um eine nachhaltige Entwicklung weltweit zu fördern. Grundsätzlich wichtig ist dabei, dass die Lieferanten nationale Gesetzgebungen zum Umweltschutz und der Wahrung der Menschenrechte lückenlos einhalten. Zwangs- und Kinderarbeit ist nachdrücklich in aller Form abzulehnen und man sollte dies auch uneingeschränkt von seinen Lieferanten einfordern.
Als Partner des Bundesverbands Kinderhospiz e. V. widmet sich die NÜRNBERGER in der internen und externen Kommunikation dem sensiblen Thema „Kind und Sterben“. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfüllen Geschwistern lebensverkürzend erkrankter Kinder, die im Pflegealltag häufig zurückstecken, über den „Wunschbaum für Geschwisterkinder“ Herzenswünsche.
Foto: NÜRNBERGER Versicherung
Der Teich im Innenhof trägt außerdem über die Versorgung von 3.700 Kühlsegeln dazu bei, dass in den Büroräumen überwiegend keine Klimaanlagen nötig sind.
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Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der NÜRNBERGER Versicherung haben beim Stadtradeln 2020 insgesamt 37.311 Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt und damit laut Veranstalter knapp 5.500 kg CO2 eingespart. Die Einsatzfreude wurde mit einer Spende in Höhe von 5.000 EUR an den Bundesverband Kinderhospiz e. V. belohnt.
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