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Interview der Woche mit Christoph Ruf

„Wie Hund und Katz“ heißt das aktuelle Buch von Journalist und Autor Christoph Ruf und beschreibt das konfliktbelastete Verhältnis zwischen Polizei und aktiver Fanszene. Er liest daraus und diskutiert mit uns darüber am kommenden Donnerstag. Einige wenige Plätze sind noch frei. Hier geht’s zur Anmeldung: *Link* UnserClub.de hat vorab mit Christoph Ruf gesprochen.

Betrunkener, randalierender Fan auf der einen, gewalttätiger Polizist auf der anderen Seite: Warum sind die Feindbilder gerade in der Fußballszene so verhärtet?

Christoph Ruf: Ich bin gar nicht sicher, ob die Vorurteile im Fußballkontext besonders verhärtet sind, ich glaube, bei manchen Subkulturen, auch im politischen Bereich ist das ähnlich. Zum Teil ist es ja auch nachvollziehbar. Auswärtsfan und USK begegnen sich ja ausschließlich in Grenzsituation, und eher nicht außerhalb ihrer Gruppen, privat beim Kicken oder Einkaufen. Ein wichtiger Aspekt scheint mir auch zu sein, dass es auf beiden Seiten Menschen gibt, die gar kein Interesse an einer Deeskalation haben. Das gilt für Fans, die auch dann „ACAB“ rufen, wenn ein Polizeieinsatz höflich und korrekt war. Und bis man von Herrn Wendt oder manchem Landes-Innenminister mal etwas anderes hört als populistische, vor allem aber ahnungslose „law and order“-Parolen, wird es auch noch eine Weile dauern.  

Täuscht der Eindruck, dass Polizisten vor Gericht eine höhere Glaubwürdigkeit zugesprochen wird und diese deshalb seltener für Polizeigewalt strafrechtliche Konsequenzen zu tragen haben? Falls ja, woher kommt das deiner Meinung nach? 

Christoph Ruf: Nein, das ist so, und es wurde zuletzt ja auch in der Singelnstein-Studie der Uni Bochum nachgewiesen. Zum Teil liegt es in der Natur der Sache: Ein Richter, der Woche für Woche bei Diebstählen oder Fahrerflucht vertrauensvoll mit der Polizei zusammenarbeitet, wird der Institution immer mehr glauben als irgendeinem Jan M, den er vorher noch nie gesehen, von dem aber drei Beamte sagen, dass er sie geschlagen hat. Trotzdem darf man sich schon fragen, warum so viele Verfahren gegen Polizeigewalt erst gar nicht eröffnet werden, obwohl Atteste vorliegen und die Version der Gegenseite teils ziemlich offensichtlich, nun ja, nicht sehr glaubwürdig ist.

Du bist selbst Journalist. Wie beurteilst du die veröffentlichte Meinung in dieser Thematik? Wird hier insgesamt objektiv berichtet oder schlagen sich „die Medien“ je nach Ausrichtung eher auf eine bestimmte Seite?

Christoph Ruf: Puh, darüber werden wir am Donnerstag sicher lang und breit reden, bisher gingen die Diskussionen nach meinem Vortrag meist recht lang über die Rolle der Medien. Zurecht natürlich, weil es immer noch viel zu oft vorkommt, dass die Sichtweise der Polizei als objektive Wahrheit und nicht als eine Version gesehen wird, die unbedingt mit einer anderen Wahrnehmung gegenrecherchiert werden muss. Das scheint mir das Hauptproblem, ich kenne wirklich keine Redaktion, bei der es eine Direktive von oben gäbe, dass mit einer bestimmten Tendenz über den Konflikt Fans/Polizei berichtet werden soll. Ich bitte da aber immer, nicht von „den“ Medien zu sprechen, wenn man selbst nicht will, dass verallgemeinert wird.

Welche Ideen hättest du, wie die verhärteten Fronten in diesem Dauerkonflikt zwischen Fans und Polizei künftig aufgebrochen werden können?

Christoph Ruf: Ich habe da ein paar kleine Ideen, aber definitiv kein Patentrezept. Grundsätzlich müsste Polizei so defensiv agieren wie es in manchen Bundesländern auch recht erfolgreich ausprobiert wurde. Also, erst mal Vertrauensvorschuss – und die Bazooka erst dann, wenn wirklich etwas Gefährliches passiert. Das geht aber alles nur dezentral und muss von Standort zu Standort anders betrachtet werden. Schön wäre halt, wenn dort, wo sich die Polizei bewegt, die Fans das auch honorieren. Manchmal habe ich halt den Eindruck, die Feindbilder sind auch deshalb so massiv, weil beide Seiten gar nicht mehr ohne sie klarkämen.